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Woldemar Walter

Starkes Wirtschaftswachstum in Usbekistan

Die usbekische Wirtschaft ist im Jahr 2022 mit 5,7% stark gewachsen. Das Wachstum wurde vor allem vom privaten Konsum getragen. Im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine und global gestiegenen Lebensmittelpreisen stieg die Inflation auf knapp über 12% im Verlauf des Jahres 2022, konnte aber durch eine restriktive Geldpolitik stabilisiert werden. Der Krieg in der Ukraine führte auch zur Zuwanderung russischer Staatsbürger nach Usbekistan und zu einem massiven Anstieg der Auslandsüberweisungen aus Russland. Die Zuwanderung stützte den Konsum und trug zu einer deutlichen Belebung der Tourismuseinahmen bei. Zudem stiegen die Exporte nach Russland um 53% basierend auf einer starken Nachfrage nach Textilien und Nahrungsmitteln.

  • Usbekistan
NL 23 | März - April 2023
Makroökonomische Analysen und Prognosen

Für das Jahr 2023 wird für Usbekistan ein solides Wirtschaftswachstum von über 5% prognostiziert. Das setzt allerdings eine stabile wirtschaftliche Entwicklung in Russland voraus.

Starkes Wirtschaftswachstum

Die usbekische Wirtschaft verzeichnete im Jahr 2022 ein BIP-Wachstum von 5,7%. Obwohl es einen leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr darstellt, blieb das Wachstum hoch. Der Anstieg wurde vor allem vom privaten Konsum getragen, der um 11,4% zum Vorjahr zulegte. Zur Stärkung der privaten Konsums hat der Zuzug von russischen Staatsbürgern beigetragen.

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Innerhalb der Sektoren wuchsen auf Basis des starken privaten Konsums die Dienstleistungen am stärksten mit 8,5% zum Vorjahr. Aber auch Industrie, Landwirtschaft und Bau trugen zur Steigerung der Wirtschaftsleistung bei, der Aufschwung stand insofern auf einer breiten Basis.

Für 2023 wird vom IWF ein Wachstum von 5,3% prognostiziert. Das ist im regionalen Vergleich hoch, basiert aber auf der Annahme, dass sich die wirtschaftliche Situation in Russland nicht wesentlich verschlechtert.

Anstieg der Inflation konnte begrenzt werden

Zu den negativen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine gehörte der starke Anstieg der Energie- und Nahrungsmittelpreise. Insbesondere die Nahrungsmittelpreise hatten einen Einfluss auf die Inflation in Usbekistan. Diese stieg von 9,7% im Februar 2022 auf leicht über 12% im Juni, konnte auf diesem Niveau aber stabilisiert werden.

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Ein wesentlicher Grund dafür war die deutliche Straffung der Geldpolitik zu Beginn des Krieges in der Ukraine. Die usbekische Zentralbank hob den Leitzins um 300 Basispunkte auf 17% p.a. an. Nach der Stabilisierung der Inflation wurde dieser in zwei Schritten wieder auf das Vorkriegsniveau gesenkt, welches im regionalen Vergleich weiterhin hoch ist.

Deutlicher Anstieg der Auslandsüberweisungen

Neben dem Zuzug russischer Staatsbürger war der massive Anstieg der Auslandsüberweisungen nach Usbekistan eine Folge des Krieges in der Ukraine. Auslandsüberweisungen sind meist ein guter Indikator für Rücküberweisungen von Arbeitsmigranten, d.h. Geldtransfers zur Unterstützung von Verwandten. Im Jahr 2022 wurden die Auslandsüberweisungen von weiteren Effekten überlagert. Die Auslandsüberweisungen erfassten auch den Transfer von Ersparnissen der zugezogenen Personen aus Russland und die Transfers von kleinen Firmen, die vermehrt zur Nutzung von Banktransfers statt Bargeldzahlungen übergegangen sind. Darüber hinaus nutzten Bürger aus Russland, Kirgisistan und Tadschikistan usbekische Banken für Überweisungen aus Russland und anschließende Bargeldabhebungen in Usbekistan.

In der Folge haben sich die Auslandsüberweisungen laut Zentralbank auf 16,9 Mrd. USD mehr als verdoppelt und entsprachen damit 21% des BIP. Rund 85% dieser Überweisungen stammen aus Russland.

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Diese Transfers stützten den usbekischen Sum, der 2022 mit 3,6% nur leicht gegenüber dem US-Dollar abwertete. Eine weitere Folge war, dass Usbekistan ein Leistungsbilanzüberschuss von 1,4% des BIP verzeichnete nach einem deutlichen Defizit von 7,0% des BIP im Jahr 2021.

Wachstum bei Exporten und Importen

Der usbekische Außenhandel entwickelte sich ebenfalls positiv. Die Warenexporte stiegen insgesamt um 9% gegenüber dem Vorjahr, die Importe stiegen um 18%.

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Die Warenexporte nach Russland stiegen mit 53% deutlich stärker als die Gesamtexporte. Der Anteil Russlands an den usbekischen Warenexporten erhöhte sich dadurch von 12% auf 17%. Die Ursache für den starken Anstieg ist das deutliche Wachstum der Exporte von Textilien und Nahrungsmitteln nach Russland. Diese beiden Warengruppen erklären rund zwei Drittel des Exportanstiegs nach Russland. Es gab auch einen deutlichen Anstieg bei Exporten von Metallen und Maschinen nach Russland. Re-Exporte im Bereich Maschinenbau spielten dabei eine Rolle, ihr Umfang war aber relativ gering.

Beim Gesamtwarenhandel haben die Importe ihren Wachstumstrend im ersten Quartal 2023 fortgesetzt. Bei den Exporten gab es dagegen einen Rückgang, der sich durch den Rückgang der Goldexporte erklären lässt.

Auch beim Außenhandel mit Dienstleistungen gab es einen positiven Trend, sowohl bei Exporten als auch Importen. Die Dienstleistungsexporte stiegen um 53%, wobei der wichtigste Wachstumstreiber die Tourismusexporte waren. Diese haben sich mit 1,6 Mrd. USD fast vervierfacht und übertrafen dadurch das Niveau von 2019. Zu dieser positiven Entwicklung hat der Zuzug von russischen Staatsbürgern beigetragen, wobei aber auch der Tourismus aus den Nachbarländern Usbekistans gestiegen ist.

Staatsfinanzen bleiben solide

Das usbekische Haushaltsdefizit betrug im Jahr 2022 3,9% des BIP. Das Defizit ist gegenüber dem Vorjahr insbesondere aufgrund steigender Einnahmen gesunken. Das gelang u.a. durch die bessere Erfassung bei der Umsatzsteuer im Einzelhandel. Zu den guten Einnahmen haben auch die Staatsunternehmen im Bereich Rohstoffe beigetragen, die von hohen Rohstoffpreisen profitierten.

Im laufenden Jahr sollte das Haushaltsdefizit voraussichtlich auf unter 3% des BIP fallen. Eine mögliche Anhebung der Energietarife könnte das Defizit weiter senken. Die sehr moderate Staatsverschuldung von 34% des BIP sollte bei der Fortsetzung der Konsolidierungspolitik weiter sinken.

Fazit

Die wirtschaftliche Entwicklung ist mit einem Wachstum von über 5,7% im letzten Jahr und mit einem erwarteten Wachstum von über 5% in diesem Jahr sehr solide. Gleichzeitig hat Usbekistan von einigen Folgen des Krieges in der Ukraine profitiert, wozu die Zuwanderung, die Auslandsüberweisungen und steigende Exporte nach Russland zählen. Diese Effekte sind kurzfristig positiv, erhöhen allerdings die wirtschaftlichen Verflechtungen mit Russland. Das bringt für die Zukunft die Gefahr von noch stärkeren negativen Schocks, falls sich die wirtschaftliche Lage in Russland bedeutend verschlechtert.

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Dieser Newsletter basiert auf der 8. Ausgabe des Wirtschaftsausblicks Usbekistan. (Erscheint in Kürze)

Bild: ©Adobe Stock #77698876