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Stanislav Dubko

Wesentliche Entwicklungen im usbekischen Bankensektor

Der -im Vergleich recht große- usbekische Bankensektor hat die Covid-19 Pandemie unbeschadet überstanden und zeigt sich auch im Angesicht des Krieges in der Ukraine resilient. Kapitalisierung und Rentabilität des Sektors sind nach wie vor gut, wenn auch in letzter Zeit gesunken.

  • Usbekistan
NL 18 | Mai-Juni 2022
Finanzmärkte

Das usbekische Bankensystem zeigte sich während der COVID-19-Pandemie als bemerkenswert widerstandsfähig, wurde dabei aber auch von der insgesamt guten makroökonomischen Lage des Landes gestützt. Bislang zeigt sich das Bankensystem auch weitgehend immun gegenüber den Auswirkungen des Krieges zwischen Russland und der Ukraine.

Der Bankensektor ist in den letzten Jahren stark gewachsen und ist gemessen am BIP kleiner als in Russland, aber größer als in Kasachstan oder der Ukraine. Der Sektor wird nach wie vor von staatlichen Banken dominiert, die 81% der Aktiva kontrollieren. Die Regierung plant jedoch, die meisten staatlichen Banken bis 2025 durch Börsengänge oder den Verkauf staatlicher Anteile an strategische Investoren zu privatisieren.

Die Kreditvergabe stieg im Zeitraum 2017-2021 real um durchschnittlich 34% pro Jahr, wobei die Kreditvergabe an den privaten Sektor noch stärker zunahm, wenn auch von einem niedrigen Niveau aus. Die Quote notleidender Kredite stieg aufgrund der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie stark an, ist im regionalen Vergleich aber immer noch niedrig. Die Kapitalisierung und Rentabilität des Sektors befinden sich auf einem relativ komfortablen Niveau, sind aber in letzter Zeit gesunken.

Starkes Wachstum des Bankensektors

Der usbekische Bankensektor verzeichnete im Jahr 2020 ein sehr starkes Wachstum mit einem nominalen Anstieg der Aktiva um 34% ggü. dem Vorjahr (real um 21%), gefolgt von einem weiteren Anstieg um 22% im Jahr 2021 (real um 11%). Infolgedessen überstiegen die Aktiva der Banken 60% des BIP und begünstigen dadurch ein starkes BIP-Wachstum (2021 ist das BIP real um 7,4% ggü. dem Vorjahr gewachsen). In der Vergleichsgruppe bestehend aus Belarus, Kasachstan, Russland und der Ukraine hat Usbekistan den zweitgrößten Bankensektor im Verhältnis zum BIP.

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Anteil der staatlichen Banken soll sinken

Mit 81% der Aktiva, 86% der Kredite und 67% der Einlagen dominieren nach wie vor staatliche Banken den Sektor. Das im Mai 2020 eingeleitete, groß angelegte Reformprogramm für den Bankensektor zielt jedoch darauf ab, mehrere staatliche Banken bis Ende 2025 durch Börsengänge oder den Verkauf von Bankaktien an strategische Investoren zu privatisieren (darunter auch die National Bank of Uzbekistan – mit einem Marktanteil von rund 20% die größte staatliche Bank).

Falls die Privatisierungspläne erfolgreich sind, werden sie den Staatsanteil am Bankensektor drastisch reduzieren, möglicherweise zugunsten ausländischer Investoren, die derzeit eine begrenzte Rolle spielen und nur 7% der Aktiva kontrollieren. Dies wird nicht nur den Wettbewerb erheblich stärken, sondern auch die Entwicklung des Sektors hin zur Sicherstellung der Kreditvergabe an den privaten Sektor führen, im Gegensatz zur langjährigen Praxis der gelenkten Kreditvergabe an staatliche Unternehmen.

Kreditvergabe an den privaten Sektor nimmt zu

Die Transformation der usbekischen Wirtschaft lässt sich am besten an den Entwicklungen des Kreditportfolios der Banken ablesen. In den letzten fünf Jahren stieg die Kreditvergabe an den Privatsektor real um durchschnittlich 37% jährlich, wobei ihr Anteil an den Gesamtkrediten 80% erreichte (von 56 % im Jahr 2017). Mit einem Kreditbestand an den Privatsektor von 36% zum BIP schneidet Usbekistan damit auch im regionalen Vergleich gut ab (mehr als eine Verdoppelung ggü. 17% im Jahr 2017).

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Das Kreditwachstum dürfte sich 2022 fortsetzen, wobei die Kreditvergabe an private Haushalte eine immer größere Rolle spielen wird.

Notleidende Kredite

Das Niveau notleidender Kredite ist (auch im regionalen Vergleich) bemerkenswert niedrig, steigt aber seit 2018. Im ersten Halbjahr 2020 und im ersten Halbjahr 2021 kam es zu einem erheblichen Anstieg, der hauptsächlich auf COVID-bedingte Schocks zurückzuführen ist. Die Quote notleidender Kredite könnte sich aufgrund des anhaltenden Kreditwachstums und des Auslaufens der Kreditmoratorien (die 2020 gewährt wurden, um den durch die COVID-Pandemie verursachten Druck auf die Kreditnehmer zu mildern) weiter verschlechtern.

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Aktuelle Bewertungen der Qualität von Aktiva durch Rating-Agenturen sind vergleichbar mit den genannten Daten (S&P: Quote der notleidenden Kredite bei 4-6%).

Einlagen

In den letzten drei Jahren war ein langsames, aber stetiges Wachstum der Einlagen sowohl in Landeswährung (um rund 13% pro Jahr) als auch in Fremdwährung (um rund 12% pro Jahr) zu verzeichnen. Bemerkenswert ist der starke Anstieg der langfristigen Einlagen um durchschnittlich 54% pro Jahr im gleichen Zeitraum, was das Vertrauen in das Bankensystem zeigt und es den Banken ermöglicht, mehr langfristige Kredite zu vergeben.

Eigenkapitalausstattung und Bankengewinne

Die Eigenkapitalquote (CAR) lag mit 17,5% (Ende 2021) auf einem zufriedenstellenden Niveau, auch wenn sie in den letzten zwei Jahren um 6%-Punkte zurückgegangen ist, was auf ein starkes Wachstum der Aktiva (63%) ohne entsprechende Erhöhung des Eigenkapitals (39%) zurückzuführen ist.

Die Rentabilität der Banken (ROE) lag im Jahr 2021 bei 6%, war aber im Vergleich zu den Vorjahren rückläufig (rund 10% im Jahr 2020 und 17% im Jahr 2019).

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Die Rentabilität der Banken wird durch die negativen Auswirkungen der COVID-Pandemie auf den Unternehmenssektor und schrumpfende Zinsmargen belastet. Weitere Faktoren sind der Anstieg der notleidenden Kredite und die von der usbekischen Zentralbank auferlegten strengeren Risikogewichtungsmaßnahmen.

Auslandsverschuldung

Die Auslandsverschuldung des Bankensektors ist seit 2019 rapide angestiegen und hat im Jahr 2021 11,5% des BIP erreicht (der höchste Wert in der Vergleichsgruppe), was auf einen erheblichen Rückgang der staatlichen Finanzierung zurückzuführen ist. Dies führt zu der Notwendigkeit, neue Finanzierungsquellen zu erschließen.

Fazit und Ausblick

Der usbekische Bankensektor hat sich dank angemessener politischer Unterstützung als widerstandsfähig gegenüber der COVID-Krise erwiesen. Bislang hat er auch gezeigt, dass er weitgehend immun ggü. den Auswirkungen des Krieges zwischen Russland und der Ukraine und den internationalen Sanktionen gegen den russischen Finanzsektor ist. Usbekistans Banken sind nur in geringem Maße von russischen Banken abhängig, mit denen sie hauptsächlich bei der Zahlungsabwicklung, bei Clearing-Garantien und bei der Handelsfinanzierung zusammenarbeiten. Ein möglicher Rückgang der Rücküberweisungen aus Russland (um rund 50% im Jahr 2022 laut einer Schätzung von GET) könnte jedoch die Zahlungsfähigkeit der Bevölkerung verschlechtern und einen Anstieg notleidender Kredite verursachen.

Eine Fortsetzung der Reformagenda, die auf eine drastische Verringerung des Staatsanteils an den Banken abzielt, ist von großer Bedeutung, um weitere Veränderungen der Marktstruktur zu gewährleisten und den Wettbewerb im Sektor zu stärken.

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Eine umfassendere Analyse finden Sie in unserem Policy Briefing: Banking Sector Monitor Uzbekistan.