Weiterhin hohes Wachstum, mit gewisser Normalisierung
Die georgische Wirtschaft wird 2024 mit einer erwarteten Rate von 8,5% das vierte Jahr in Folge ein starkes Wachstum verzeichnen, das vor allem durch den Konsum angetrieben wird. Für 2025 wird eine Abschwächung des Wachstums auf 5,0% prognostiziert. Die Inflation blieb das ganze Jahr niedrig und unter dem Zielwert. Der Lari ist weiterhin stabil um die Marke von 2,70 GEL/USD. Erhebliche Interventionen der Nationalbank haben kurzfristig die Wechselkursstabilität unterstützt, jedoch auch zu einem Rückgang der Währungsreserven beigetragen, was die Bedeutung eines sorgfältigen Reservemanagements unterstreicht. Der Waren- und Dienstleistungshandel wuchs langsamer, während die öffentlichen Finanzen stabil bleiben dürften. Die Fortsetzung der jüngsten Erfolge wird von der wirksamen Bewältigung der aktuellen Herausforderungen abhängen.
Viertes Jahr in Folge mit hohem Wachstum
Angetrieben vor allem durch den starken Konsum wird die georgische Wirtschaft laut der Schätzung der Nationalbank voraussichtlich um 8,5% wachsen. Die Jahresprognose war nach oben korrigiert worden, da die vorläufigen Wachstumsschätzungen auf eine stärkere Aktivität hindeuteten als zuvor erwartet. Die georgischen Banken halten sogar noch höhere Wachstumsraten für möglich. 2024 wird somit das vierte Jahr mit starkem Wachstum in Folge sein. Aufgrund einer Verlangsamung des Konsums wird das Wachstum im Jahr 2025 voraussichtlich auf etwa 5,0% zurückgehen, womit Georgien jedoch weiterhin zu den regionalen Spitzenreitern gehören wird.
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Inflation bleibt sehr niedrig, Zinssenkungen fortgesetzt
Die Inflation in Georgien liegt seit April 2023 durchgängig unter dem Zielwert von 3% und blieb seit der zweiten Jahreshälfte 2023 nahe bei null.
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Bis Jahresmitte 2024 ist die Inflation kurzzeitig leicht angestiegen (u.a. durch höhere Transportkosten), lag aber im September erneut bei einer sehr niedrigen Rate von 0,6%. Die Nationalbank erwartet, dass sich die Inflation bis Mitte 2025 ihrem Ziel nähert.
2024 hat die NBG den Leitzins in drei Schritten von 9,5% auf aktuell 8,0% gesenkt und damit den Kurs aus dem vergangenen Jahr fortgesetzt. In Anbetracht der mit Rohstoffimporten verbundenen Inflationsrisiken dürften weitere Zinssenkungen nur schrittweise erfolgen.
Lari stabil, umfangreiche Devisenmarktinterventionen
Der Lari ist seit Mitte 2023 in einer engen Kursspanne um 2,70 GEL/USD stabil geblieben. Zwischen April und Juni 2024 wertete der Lari jedoch um rund 7% ab und näherte sich 2,90 GEL/USD.
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Nach Ansicht der Nationalbank war diese Abwertung auf kurzfristige Effekte und nicht auf makroökonomische Faktoren zurückzuführen. Daher reagierte sie mit dem Verkauf von Währungsreserven in Höhe von rund 220 Mio. USD. Der Großteil der Verkäufe erfolgte über drei Auktionen im Mai und Juni 2024 (169 Mio. USD), der Rest über regelbasierte Interventionen. Im Anschluss wertete der Lari bis Juli auf sein früheres Niveau von ca. 2,70 GEL/USD auf, wo er seither geblieben ist. Im Vorfeld der Parlamentswahl im Oktober führte die Nationalbank weitere Interventionen durch und verkaufte über vier Auktionen zusätzliche 213 Mio. USD. Mit den regelbasierten Interventionen beliefen sich die Verkäufe auf insgesamt rund 591 Mio. USD. Die Interventionen trugen somit zum Trend sinkender Reserven bei, die Ende Oktober bei rund 4,1 Mrd. USD lagen.
Verlangsamung der Handelsdynamik
Die Warenexporte stiegen in 8M2024 um 2,5% zum Vorjahr. Haupttreiber waren Kraftfahrzeuge, Eisenlegierungen, Spirituosen und Wein. Das Importwachstum betrug 3,3% zum Vorjahr, hauptsächlich getrieben von Ölprodukten, Medikamenten und Datenverarbeitungsgeräten. Die Wachstumsraten sowohl der Warenimporte als auch der -exporte werden unter den hohen Raten der Vorjahre bleiben, die von Sonderfaktoren geprägt waren, wodurch das Vorjahresniveau bereits hoch war.
Bei den Dienstleistungsexporten legte der wichtige Tourismussektor in der ersten Jahreshälfte um 5,2% zum Vorjahr zu. Die Transportdienstleistungen wuchsen im gleichen Zeitraum um 19%, während die IT-Dienstleistungen von einer hohen Basis im Vorjahr um 26,8% zurückgingen. Wie beim Warenhandel wird sich daher die Dynamik der Dienstleistungsexporte abschwächen.
Ein stärkeres Importwachstum und eine Normalisierung der externen Zuflüsse wie Überweisungen werden das Leistungsbilanzdefizit voraussichtlich auf 5,8% des BIP im Jahr 2024 ansteigen lassen (2023: 4,3%).
Defizit und Schuldenstand bleiben stabil
Nach einem deutlichen Rückgang in den letzten Jahren erreichte das Haushaltsdefizit im Jahr 2023 2,5% des BIP. Es wird voraussichtlich auch in den Jahren 2024 und 2025 auf diesem Niveau bleiben und damit deutlich unter der 3%-Grenze gemäß der Fiskalregel liegen.
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Das hohe Wachstum und der Rückgang des Haushaltsdefizits trugen auch zu einer weiteren Verbesserung der öffentlichen Schuldenquote bei, die 2023 bei 39,2% des BIP lag und 2024 voraussichtlich 36,5% erreichen wird.
Ausblick
Auf der Grundlage solider makroökonomischer Fundamentaldaten mit hohen Wachstumsraten in vier aufeinanderfolgenden Jahren konnte Georgien einen starken Anstieg des Pro-Kopf-BIP verzeichnen: Der IWF schätzt es für dieses Jahr auf 8.883 USD, was mehr als einer Verdoppelung seit 2020 entspricht. Dies ist eine bemerkenswerte Entwicklung, wenn man bedenkt, dass diese Jahre von den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine geprägt waren.
In Anbetracht der allgemeinen Turbulenzen, die das Land durchlebt, sind jedoch Risiken zu beachten. Die Währungsreserven sind seit einiger Zeit rückläufig, was auch auf die jüngsten Interventionen der Nationalbank zurückzuführen ist. Im Oktober waren sie um 20% niedriger als im Vorjahr. Die Interventionen haben zwar zur kurzfristigen Wechselkursstabilität beigetragen, machen aber auch deutlich, dass die Reserven sorgfältig verwaltet werden müssen, um sicherzustellen, dass genügend Puffer gegen mögliche externe Schocks vorhanden sind. Die Aufrechterhaltung der Reserven auf einem robusten Niveau und die Beibehaltung eines verlässlichen Wechselkursregimes sind die Schlüssel, um das Vertrauen in die Währung zu sichern und Risiken wie eine zunehmende Dollarisierung einzudämmen, was seinerseits die langfristige wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit gewährleistet. Die Risikoprämie für Eurobonds ist in letzter Zeit gestiegen, was darauf hindeutet, dass Marktteilnehmer ein höheres Länderrisiko wahrnehmen.
Der politische Kontext in Georgien ist somit ein Schlüsselfaktor, der die wirtschaftlichen Bedingungen beeinflusst. Er prägt auch die Beziehungen Georgiens zu seinen internationalen Partnern. Der Erhalt des Vertrauens von Verbrauchern und Investoren wird für die Aufrechterhaltung der Wachstumsdynamik entscheidend sein. Wachsamkeit ist erforderlich, um diese Risiken zu steuern und die in den letzten Jahren erzielten starken wirtschaftlichen Fortschritte zu sichern.
Dieser Newsletter basiert teilweise auf der 20. Ausgabe unseres Wirtschaftsausblicks Georgien.