Solides Wachstum, aber erhöhte Inflation und Haushaltsdefizit
Usbekistan ist dieses Jahr um schätzungsweise 5,5% gewachsen, was vom privaten Konsum und steigenden Investitionen getragen wurde. Auch der Außenhandel ist angestiegen, die Importe um 25% in 10M2023 und die Exporte um 32%, wobei letzteres in erster Linie auf gestiegene Goldexporte zurückzuführen ist. Die Auslandsüberweisungen, von denen Usbekistan im letzten Jahr profitiert hat, sind zurückgegangen, liegen aber mit geschätzt 11 Mrd. USD für das Gesamtjahr immer noch auf einem hohen Niveau. Aufgrund der geringeren Auslandsüberweisungen hat sich das Leistungsbilanzdefizit jedoch auf etwa 4,3% des BIP ausgeweitet.
Die Inflation ging im November auf 8,8% zum Vorjahr zurück, wird aber voraussichtlich wieder ansteigen und in den kommenden Jahren bei über 9% verbleiben. Das Haushaltsdefizit wird dieses Jahr bei geschätzt 5% des BIP liegen, was deutlich höher ist als ursprünglich geplant. Auch wenn die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen dadurch nicht gefährdet wird, zeigt das Defizit die Notwendigkeit, die begonnenen Reformen zügig fortzusetzen. Das betrifft insbesondere die Anhebung der Energietarife und die Privatisierung.
Solides Wirtschaftswachstum
Die Wirtschaft wuchs in 9M2023 um hohe 5,8% und wird im Gesamtjahr geschätzt um 5,5% wachsen. Das Wachstum wurde vom privaten Konsum getragen, der in der ersten Jahreshälfte um mehr als 6% anstieg. Dennoch verlangsamte sich das Konsumwachstum im Vergleich zu 2022. Dies hing wahrscheinlich mit den rückläufigen Überweisungen aus Russland zusammen. Dagegen erhöhten die Investitionen ihre Wachstumsdynamik und stiegen in 9M2023 um fast 12%. Dies war vor allem auf höhere Ausgaben für Maschinen und Ausrüstungen zurückzuführen.
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Das Wachstum verteilte sich über alle Sektoren. Der Dienstleistungssektor und das verarbeitende Gewerbe wuchsen in 9M2023 um 6,5% bzw. 6,4% zum Vorjahr. Die zu Jahresbeginn schwierige Energieversorgungslage im verarbeitenden Gewerbe und damit einhergehende Produktionsausfälle konnten somit im Jahresverlauf kompensiert werden. Der Agrarsektor wuchs in 9M2923 um 4,1% und lag damit unter dem Durchschnitt, gewann im Vergleich zum Vorjahr aber an Wachstumsdynamik. Für 2024 und 2025 wird für die Gesamtwirtschaft eine ähnlich hohe Wachstumsrate von 5,5% erwartet. Sie wird weiterhin vor allem auf steigendem privaten Konsum beruhen.
Inflation bleibt wahrscheinlich erhöht
Die Inflation in Usbekistan war in diesem Jahr rückläufig und sank von 12,2% im Januar auf 8,8% im November jeweils im Vergleich zum Vorjahresmonat. Der Trend ist aber langsam und nicht einheitlich. Die starke Zunahme von Touristen, insbesondere aus Russland, lässt die Preise für das Gastgewerbe steigen. Prognosen sehen auch für 2024 und 2025 eine erhöhte Inflation von über 9% voraus. Die Inflation wird in den kommenden Jahren durch wachsenden Konsum, hohe Staatsausgaben und steigende Löhne getrieben sein.
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Normalisierung der internationalen Überweisungen
Nach einem Rekordhoch der internationalen Überweisungen im vergangenen Jahr hat sich die Situation 2023 normalisiert. Nach Angaben der Zentralbank werden diese voraussichtlich 11 bis 11,5 Mrd. USD erreichen, was deutlich mehr ist als 2021, aber ein großer Rückgang im Vergleich zu 2022. Der Rückgang lässt sich durch den Wegfall von Sondereffekten wie den Zustrom von russischen Staatsbürgern nach Usbekistan erklären. Er ist aber auch auf die Abwertung des russischen Rubels gegenüber dem US-Dollar zurückzuführen, da die meisten usbekischen Arbeitsmigranten weiterhin in Russland arbeiten.
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Der geringere Zufluss von Devisen trug zur Abwertung des usbekischen Som bei, der gegenüber dem US-Dollar um fast 9% in 11M2023 abwertete. Dies steht jedoch im Einklang mit der vergleichsweise hohen Inflation. Eine weitere Folge des Rückgangs der Auslandsüberweisungen ist die Ausweitung des Leistungsbilanzdefizits. Der IWF schätzt das Defizit auf 4,3% des BIP im Jahr 2023, nach einem Leistungsbilanzdefizit von nur 0,7% des BIP im Jahr 2022.
Wachstum des Außenhandels
Der Außenhandel ist in diesem Jahr stark gewachsen. Die Warenimporte stiegen in 10M2023 um 25% zum Vorjahr und beliefen sich auf 28,5 Mrd. USD. Die Importe stiegen vor allem aufgrund höherer Importe im Bereich Maschinenbau im Zusammenhang mit höheren Investitionen, aber auch aufgrund höherer Importe von Treibsoff und Erdgas. Usbekistan importierte in diesem Zeitraum mehr Gas als es exportierte. Die Exporte stiegen in 10M2023 sogar noch stärker, nämlich um 32% zum Vorjahr, und beliefen sich auf 16,1 Mrd. USD. Sie wuchsen hauptsächlich aufgrund höherer Goldverkäufe. Die Goldexporte haben sich mehr als verdoppelt und erreichten 6,9 Mrd. USD. Damit machten sie fast 43% der gesamten Warenexporte aus. Würde man Gold aus der Statistik ausklammern, lägen die Warenexporte auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr.
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Starkes Wachstum gab es auch bei den Dienstleistungsexporten, die in 10M2023 um 20% zum Vorjahr zunahmen. Der Anstieg ist in erster Linie auf das Wachstum der Tourismusdienstleistungen zurückzuführen, die um 40% zunahmen. Auch die IKT-Exporte entwickelten sich sehr dynamisch und stiegen um 49%. Diese Entwicklungen hängen wahrscheinlich mit Touristen aus Russland zusammen bzw. mit russischen IT-Spezialisten, die jetzt in Usbekistan arbeiten.
Erhöhtes Haushaltsdefizit
Usbekistan verzeichnete in 6M2023 ein Haushaltsdefizit von 5,7% des BIP. Nach dem ursprünglichen Haushaltsplan sollte das Defizit 3% des BIP nicht überschreiten. Das unerwartet hohe Defizit ist auf die Notfallausgaben für die Energiekrise zu Beginn des Jahres sowie auf höhere Sozialausgaben für Mindestlöhne und Renten zurückzuführen. Andererseits wurden die Einnahmen auch durch die Mehrwertsteuersenkung beeinflusst. Für das Gesamtjahr dürfte sich das Defizit auf etwa 5% des BIP belaufen. Es wird erwartet, dass die Defizite in den kommenden Jahren aufgrund der steigenden Kosten für Sozialausgaben nur langsam zurückgehen werden. Die Staatsverschuldung liegt aktuell bei knapp über 36% des BIP und ist damit immer noch sehr moderat. Das relativ hohe Defizit gefährdet damit nicht die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen. Aufgrund der weltweit gestiegenen Zinssätze werden die Kosten für den Schuldendienst in Zukunft allerdings wahrscheinlich steigen.
Ausblick
Usbekistans Wirtschaft entwickelt sich sehr robust und es wird erwartet, dass das Wachstum auch in den kommenden Jahren hoch bleibt. Gleichzeitig zeigen die relativ hohe und anhaltende Inflation und das unerwartet hohe Haushaltsdefizit makroökonomische Schwachstellen auf. Um die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen und den wirtschaftliche Erfolgsgeschichte der letzten Jahre fortzusetzen, sollten die Reformprozesse fortgesetzt werden. Das betrifft in erster Linie die Anhebung der Energietarife auf ein kostendeckendes Niveau, um eine effizientere Ressourcennutzung zu ermöglichen, und die Reduzierung der Rolle des Staates in der Wirtschaft. Mehr private Unternehmen und Wettbewerb würden in Zukunft auch zu einem Rückgang der Inflation führen.