Starkes Wachstum von steigendem Zwillingsdefizit getrübt
Die usbekische Wirtschaft ist im Jahr 2023 mit 6,0% stark gewachsen; dieses Jahr soll das BIP um 5,4% zunehmen. Die Inflation soll aufgrund der kürzlichen Erhöhung der Energietarife auf über 10% im Jahr 2024 steigen.
Sowohl die Warenimporte als auch die -exporte stiegen 2023 um 26%. Das gestiegene Handelsbilanzdefizit führte zusammen mit den rückläufigen Überweisungen zu einem hohen Leistungsbilanzdefizit von 8,6% des BIP im Jahr 2023. Das Leistungsbilanzdefizit wurde von einem relativ hohen Haushaltsdefizit von 5,5% des BIP begleitet. Dieses so genannte Zwillingsdefizit könnte langfristig eine Bedrohung für die makroökonomische Stabilität darstellen, wenn sich die Dynamik fortsetzen sollte.
Die Erhöhung der Energiepreise für Haushalte im Mai-24 war eine wichtige Maßnahme zu Verringerung des Haushaltsdefizits. Die Maßnahme ist unpopulär, erhöht vorübergehend die Inflation und muss von sozialer Unterstützung begleitet werden. Nichtsdestotrotz war es ein dringend notwendiger Schritt, um den Staatshaushalt zu entlasten.
Starkes Wirtschaftswachstum
Die Wirtschaft wuchs im Jahr 2023 um beachtliche 6,0%. Das Wachstum wurde von Investitionen getrieben, die sich um 22,1% gegenüber dem Vorjahr erhöhten. Die Entwicklung spiegelt höhere Investitionen in Maschinen und Anlagen sowie in die Infrastruktur wider. Der private Konsum verlangsamte sich auf ein Wachstum von 6,1% gegenüber 11,1% im Jahr 2022. Dies hängt mit den rückläufigen Überweisungen aus Russland zusammen, die 2022 aufgrund eines starken russischen Rubels und einer hohen Zahl von Arbeitsmigranten ein Rekordniveau erreichten.
Das Wachstum verteilte sich über alle Sektoren. Der Dienstleistungssektor wuchs um 6,8%, das verarbeitende Gewerbe um 6,7% im Jahr 2023. Der Anstieg in der Landwirtschaft betrug 4,1%, sie wuchs damit unterdurchschnittlich, aber stärker als im Jahr 2022.
Für das Jahr 2024 wird ein solides Wirtschaftswachstum von 5,4% prognostiziert. In 3M2024 wurde ein BIP-Wachstum von 6,2% gemeldet. Eine Schlüsselrolle spielten erneut die Investitionen, die nach Angaben der Statistikbehörde im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 74,5% zunahmen. Auch der private Konsum soll ein Wachstumsmotor bleiben, obwohl die Inflation das Einkommenswachstum der Haushalte begrenzen dürfte.
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Erhöhte Inflation
Die Inflation ging von 12,2% im Jan-23 auf 8,8% im Dez-23 zurück. Dieser Rückgang spiegelt weltweit sinkende Rohstoff- und Lebensmittelpreisen wider, war aber auch das Ergebnis einer straffen Geldpolitik und regulatorischer Maßnahmen wie der Zoll- und Mehrwertsteuerbefreiung für Grundnahrungsmittel. Der Abwärtstrend der Inflation wurde jedoch im Mai-24 unterbrochen, als die Inflation sprunghaft auf 10,6% anstieg. Der Hauptgrund dafür war eine erhebliche Erhöhung der Energietarife für Haushalte. Infolgedessen wird erwartet, dass die Inflation in diesem Jahr bei über 10% verbleibt und erst im Jahr 2025 wieder unter 10% fällt.
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Wachstum des Außenhandels
Der Außenhandel ist im Jahr 2023 stark gewachsen. Sowohl die Warenimporte als auch die -exporte sind um rund 26% gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Während sich die Einfuhren auf 35,6 Mrd. USD beliefen, betrugen die Ausfuhren 19,2 Mrd. USD. Das Handelsdefizit stieg auf 16,3 Mrd. USD.
Die Importe stiegen vor allem aufgrund höherer Maschineneinfuhren im Zusammenhang mit hohen Investitionen, aber auch aufgrund höherer Treibstoff- und Erdgaseinfuhren. Die Exporte stiegen vor allem aufgrund höherer Goldverkäufe, die sich auf 8,2 Mrd. USD fast verdoppelten und 42% der gesamten Warenexporte im Jahr 2023 ausmachten. Ohne den Anstieg bei den Goldausfuhren wären die Warenexporte Usbekistans auf dem gleichen Niveau wie im Jahr 2022.
In 3M2024 stiegen die Importe leicht um 2% gegenüber dem Vorjahr. Die Warenexporte wuchsen um 10% im Jahresvergleich, wobei Gold- und Nicht-Gold-Exporte eine vergleichbare Wachstumsrate aufwiesen.
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Erhöhtes Leistungsbilanz- und Haushaltsdefizit
Das Leistungsbilanzdefizit stieg im Jahr 2023 auf 8,6% des BIP. Diese Entwicklung wurde durch die Ausweitung des Handelsbilanzdefizits und durch einen Rückgang der Überweisungen von Arbeitsmigranten bedingt. Die Überweisungen beliefen sich auf rund 11 Mrd. USD und gingen somit im Vergleich zum Rekordwert von 16,9 Mrd. USD im Jahr 2022 zurück.
Auch das Haushaltdefizit stieg im Jahr 2023 und betrug 5,5% des BIP. Das unerwartet hohe Defizit wurde durch Notausgaben für Brennstoff und die Energieinfrastruktur im Winter sowie durch Sozialausgaben und Energiesubventionen verursacht.
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Das Leistungsbilanz- und das Haushaltsdefizit, die zusammen auch als Zwillingsdefizit bezeichnet werden, können langfristig die makroökonomische Stabilität gefährden. Wenn sich die Dynamik fortsetzt, gilt dies auch für Usbekistan trotz einer immer noch sehr moderaten Staatsverschuldung von 36% des BIP im Jahr 2023 und hoher internationaler Reserven von etwa 9 Monaten Importdeckung.
Die Entscheidungsträger scheinen sich dessen bewusst zu sein und bemühen sich um einen schrittweisen Abbau des Haushaltsdefizits. Aktuellen Prognosen zufolge soll das Defizit auf 4% des BIP im Jahr 2024 und auf 3% des BIP im Jahr 2025 sinken. Auch das Leistungsbilanzdefizit soll schrittweise zurückgehen.
Fazit
Die usbekische Wirtschaft ist im letzten Jahr kräftig gewachsen. Das sich ausweitende Zwillingsdefizit trübt jedoch das positive Bild. Das relativ hohe Haushaltsdefizit ist auch darauf zurückzuführen, dass notwendige Reformen, insbesondere die Reform der Energietarife, mehrfach aufgeschoben wurden. Trotz der kurzfristig negativen Auswirkungen auf die Inflation ist die schrittweise Abschaffung der Energiesubventionen dringend erforderlich, um den Staatshaushalt zu entlasten, die Energieeffizienz zu erhöhen und Investitionen in die alternde Energieinfrastruktur zu ermöglichen. Dies muss mit Unterstützungsmaßnahmen für sozial schwache Haushalte einhergehen, um die Auswirkungen auf die Armut abzufedern und die Akzeptanz der Reformen zu erhöhen.