Robustes Wirtschaftswachstum mit Potenzial nach oben
Das reale BIP-Wachstum wird sich 2025 auf 4,9% verlangsamen. Nichtsdestotrotz hat sich die armenische Wirtschaft als robust erwiesen. Zahlreiche externe Schocks wurden gut absorbiert, so dass es zu keinem drastischen Wachstumseinbruch kam. Für 2026 wird ein reales BIP-Wachstum von 4,5% erwartet, das damit wieder zu seinem langfristigen Potenzial zurückkehrt. Die Inflation bleibt niedrig und dürfte 2025 bei 3,9% liegen. Die armenische Zentralbank hat ihr Inflationsziel auf 3% gesenkt und wird ihre expansive Geldpolitik wohl vorerst beenden. Die Fiskalpolitik bleibt hingegen expansiv und stützt das Wachstum: Das Haushaltsdefizit wird 2025 auf 5,5% steigen, bedingt durch die Unterstützung der Geflüchteten aus Berg-Karabach sowie höhere Investitions- und Verteidigungsausgaben. Um diese zu finanzieren, steigt auch die Staatsverschuldung 2025 auf 53,7% des BIP. Die Normalisierung des Außenhandels wird sich in einem deutlichen Rückgang der Exporte und Importe niederschlagen. Positive Impulse für ein höheres Wachstum könnten von einem anhaltenden Frieden in der Region ausgehen.
Wirtschaftslage bleibt robust
Die armenische Wirtschaft beendete das Jahr 2024 mit einem realen BIP-Wachstum von 5,9 % zum Vj., wobei sie weiterhin von den verschiedenen Sondereffekten im Zusammenhang mit der Migration aus Russland profitierte. Obwohl sich das Wachstum weiter verlangsamt, bleibt die gesamtwirtschaftliche Lage robust. Hierzu trägt auch die expansive Fiskalpolitik bei, die auch im laufenden Jahr ein wichtiger Faktor bleiben wird. Die Prognosen gehen von einem Wachstum von 4,9% im Jahr 2025 und 4,5% im Jahr 2026 aus, wobei der mögliche Abschluss eines dauerhaften Friedens mit Aserbaidschan positive Wachstumsimpulse bringen könnte. Eine Verschlechterung der Wirtschaftsbeziehungen zu Russland bleibt hingegen ein Risiko für die Prognosen.
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Auf sektoraler Ebene bleibt das Wachstum in den Wirtschaftszweigen hoch, die von den positiven externen Schocks profitieren. Aber auch hier kühlt sich die Dynamik ab. Positiv hervorzuheben ist jedoch der graduelle Charakter des Rückgangs: Viele Experten befürchteten einen drastischen Mittelabfluss aus dem Finanzsektor oder eine starke Abwanderung nach einer Beruhigung der Lage in Russland.
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Niedrige Inflation und neues Inflationsziel
Auch 2024 blieb die Inflation mit 1,5% zum Vj. niedrig. Ein wesentlicher Grund dafür blieb der starke armenische Dram, der weiterhin auf einem deutlich höheren Niveau liegt als vor Beginn des Krieges in der Ukraine. Derzeit steigt die Inflation wieder leicht an. So lag sie im Mai 2025 bei 3,2% und wird zum Jahresende auf 3,9% prognostiziert. Neben einer leichten Abwertung des Dram im Zuge der nachlassenden Sondereffekte spielt auch hier die expansive Geldpolitik eine wichtige Rolle. Für 2026 wird eine ähnliche Inflationsrate von 4,0% zum Jahresende erwartet.
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Nach mehreren Anpassungen im vergangenen Jahr wurde der Leitzins 2025 nur im Februar einmal auf 6,75% gesenkt. Damit geht der expansive geldpolitische Zyklus langsam zu Ende. Zudem hat die armenische Zentralbank ihr Inflationsziel seit Anfang 2025 auf 3,0% mit einer Schwankungsbreite von +/- 1 Prozentpunkt gesenkt.
Dram bleibt stabil, Reserven steigen leicht an
Der armenische Dram hält sich seit mehreren Jahren auf einem hohen Niveau gegenüber dem US-Dollar, das deutlich über dem Vorkriegsniveau liegt. Abgesehen von leichten Schwankungen blieb der Kurs auch im bisherigen Verlauf des Jahres 2025 stabil. Die zuletzt etwas gesunkenen Währungsreserven haben sich nach der Emission eines Eurobonds über 750 Mio. USD im März 2025 wieder stabilisiert und lagen im April bei 3,9 Mrd. USD. Damit steigt auch die Deckung des Importbedarfs auf 3,6 Monate, was einen zusätzlichen Puffer gegen mögliche geopolitische Schocks bietet.
Fiskalpolitik bleibt expansiv
Im Jahr 2024 stieg das Haushaltsdefizit auf 3,7% des BIP, getrieben durch Mehrausgaben für Geflüchtete aus Berg-Karabach, sowie höheren Investitions- und Verteidigungsausgaben. Hier spielt aber auch ein technischer Grund eine wichtige Rolle: Statt der bisherigen Kredite „unter dem Strich“ an Berg-Karabach, werden nun die Geflüchteten direkt aus dem Haushalt unterstützt. Diese anhaltenden Ausgaben werden zu einem weiteren Anstieg des Defizits auf 5,5% im Jahr 2025 führen, bevor es 2026 leicht auf 4,5% sinkt. Die Fiskalpolitik bleibt somit expansiv, so dass die höheren Staatsausgaben weiterhin das Wirtschaftswachstum des Landes stützen werden.
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Um den geplanten Ausgabenanstieg zu finanzieren, stieg die Staatsverschuldung 2024 auf 50,3% des BIP an. In den Jahren 2025/2026 wird ein weiterer Anstieg auf 53,7% bzw. 55,0% des BIP erwartet. Damit wird die Staatsverschuldung noch mehrere Jahre über dem Grenzwert laut Fiskalregel von 50% des BIP liegen.
Normalisierung der außenwirtschaftlichen Lage
Die außenwirtschaftliche Lage war in den letzten Jahren von zahlreichen Schocks geprägt. Diese klingen nun ab, was vor allem bei der Betrachtung der Exporte und Importe deutlich wird. In den ersten drei Monaten des Jahres 2025 sind diese zum Vj. um 62% bzw. 48% zurückgegangen.
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Ausblick
Das Wirtschaftswachstum in Armenien kehrt zu seinem langfristigen Potential zurück. Positiv zu vermerken ist, dass die zahlreichen Schocks gut absorbiert wurden und es zu keinem drastischen Wachstumseinbruch kam. Auch wenn sich die armenische Wirtschaft als robust erwiesen hat, bedarf es weiterhin neuer Wachstumsimpulse. Diese könnten unter anderem von einem langfristigen Friedensabkommen mit Aserbaidschan ausgehen. Im März 2025 wurden hier neue Fortschritte verkündet, eine Unterzeichnung steht jedoch noch aus. Neben den Vorteilen einer möglichen Wiedereröffnung der Grenze zur Türkei könnte ein dauerhafter Frieden in der Region vor allem positive Impulse in den Bereichen Fiskalpolitik, Investitionen und Energie bringen.
Dieser Newsletter basiert teilweise auf zu der 13. Ausgabe des Wirtschaftsausblicks Armenien