Zum Hauptinhalt
Nikolas Dornbusch, Dr. Ricardo Giucci

Reduzierung des Leistungsbilanzdefizits in Georgien: ein neuer Trend?

Georgien weist traditionell ein hohes Leistungsbilanzdefizit auf, das zwischen 2007 und 2016 durchschnittlich 13% des BIP betrug. Dies löste in der Vergangenheit einige Bedenken aus, da es das Land anfällig für externe Schocks macht. In den letzten zwei Jahren ging das Leistungsbilanzdefizit Georgiens jedoch zurück und lag 2018 bei „nur“ 7,7% des BIP.

  • Georgien
NL 27 | 2019

Diese positive Entwicklung ist vor allem auf den Anstieg der Dienstleistungsexporte zurückzuführen, welche das Ergebnis eines boomenden Tourismussektors sind. Darüber hinaus entwickelten sich die Rücküberweisungen stark. Im Jahr 2018 erreichten sie ein Rekordniveau von rund 1,6 Mrd. USD. Dagegen ist das Handelsbilanzdefizit Georgiens im vergangenen Jahr sogar gestiegen und lag bei rund 5,8 Mrd. USD. Dies war der Fall, obwohl die Exporte relativ stärker zulegten als die Importe. Derzeit wird das Leistungsbilanzdefizit hauptsächlich über FDI finanziert. Dieser Umstand könnte sich jedoch ändern, da viele Investitionsprojekte kurz vor dem Abschluss stehen. Gleichzeitig erschließt Georgien mit dem kürzlich geschaffenen Pensionsfonds neue inländische Finanzierungsquellen. Dies sollte die nationale Sparquote erhöhen und somit das Leistungsbilanzdefizit verringern. Die makroökonomische Bedeutung des Pensionsfonds ist dabei ein oft übersehenes Merkmal der Reform. Im Ergebnis erwarten wir, dass das Leistungsbilanzdefizit weiter sinkt, wobei sich ein Teil der Finanzierung von FDI zu Schuldinstrumenten verlagern könnte. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Georgien neue ausländische Direktinvestitionen attrahiert. Des Weiteren sollte Georgien seine Anstrengungen zur Förderung des Exportsektors verstärken, um sein großes Handelsbilanzdefizit zu reduzieren.

PDF zum Download