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Carolin Busch

Moldaus Wirtschaft leidet weiter unter Krieg in der Ukraine

Das BIP der Republik Moldau ging 2022 um 5,9% gegenüber dem Vorjahr zurück, was sowohl auf das witterungsbedingt schwache Agrarjahr als auch auf die Auswirkungen des Krieges in der benachbarten Ukraine zurückzuführen ist. Moldau war mit einer hohen Inflation (durchschnittlich 28,7%), die sich auf den Konsum auswirkte, und mit einer großen Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Krieg konfrontiert, die die Investitionen hemmte. Der moldauischen Leu wertete im Jahr 2022 trotz der hohen Inflation nur moderat um 7,4% gegenüber dem US-Dollar ab, was einer deutlichen realen Aufwertung von 10% entsprach. Infolgedessen wurde die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der moldauischen Produkte negativ beeinflusst.

  • Moldau
NL 76 | März - April 2023
Makroökonomische Analysen und Prognosen

Für 2023 sind die Aussichten mit einem erwarteten BIP-Wachstum von 2% und mit einem eher schleichenden Rückgang der Inflation mäßig positiv. Es bestehen jedoch weiterhin erhebliche Risiken, solange der Krieg in der Ukraine anhält.

Moderate Wirtschaftsaussichten nach Abschwung

Im Jahr 2022 litt die Wirtschaft Moldaus stark unter den Folgen des Krieges im Nachbarland Ukraine. Darüber hinaus erlebte das Land eine Dürre, die eine unterdurchschnittliche Entwicklung des Agrarsektors zur Folge hatte. Infolgedessen sank das BIP 2022 um 5,9% gegenüber dem Vorjahr.

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Für 2023 prognostiziert der IWF ein moderates BIP-Wachstum von 2%. Die Unsicherheit in Bezug auf diese Schätzung ist jedoch groß, da Abwärtsrisiken bestehen.

Dynamik auf der Angebots- und Nachfrageseite

Auf der Nachfrageseite war der Rückgang des BIP vor allem auf den geringen privaten Konsum vor dem Hintergrund der hohen Inflation sowie auf die schwache Investitionstätigkeit als Reaktion auf die Unsicherheit zurückzuführen. Auf der Angebotsseite zeigten die Landwirtschaft, das verarbeitende Gewerbe und das Baugewerbe im Jahr 2022 eine schwache Leistung.

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Schlechte Witterungsbedingungen waren für den Abschwung in der Landwirtschaft verantwortlich. Das verarbeitende Gewerbe litt unter den Folgen des Krieges in der Ukraine, da die Wertschöpfungsketten in Schlüsselsektoren wie der Automobilindustrie unterbrochen wurden. Im Bausektor hemmten gestiegene Inputkosten und höhere Zinssätze die Investitionen in den Sektor. Gleichzeitig wuchsen der Einzelhandel, die IKT-Dienstleistungen und die Finanzdienstleistungen im Jahr 2022.

Inflation verlangsamt sich, bleibt aber hoch

Im Jahr 2022 stieg die Inflation in Moldau deutlich auf einen Jahresdurchschnitt von 28,7% an, was hauptsächlich auf die Energiekrise und die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Lebensmittelpreise zurückzuführen war. Die moldauische Nationalbank (NBM) reagierte mit mehreren Leitzinserhöhungen auf bis zu 21,5% p.a. und einer Anhebung der Mindestreserven, um überschüssige Liquidität zu absorbieren. Seit November 2022 ist die Inflation langsam wieder rückläufig. Mit 21,98% Ende März 2023 ist sie jedoch weiterhin hoch. Der IWF geht davon aus, dass sich die Verlangsamung der Inflation fortsetzen wird, und prognostiziert eine Inflation von 8,0% zum Jahresende, was nur leicht über dem Inflationsziel der NBM von 5% liegen würde. Als Reaktion auf die Verlangsamung der Inflation hat die NBM bereits damit begonnen, die Geldpolitik zu lockern; der derzeitige Leitzins liegt bei 14% p.a.

Nur mäßige Abwertung des Wechselkurses

Der moldauische Leu wertete 2022 gegenüber dem US-Dollar um 7,4% ab. In Anbetracht des hohen Inflationsniveaus ist dies jedoch eher moderat.

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Die begrenzte Abwertung steht mit dem hohen Zufluss an internationaler finanzieller Unterstützung für Moldau sowie mit vermehrten Geldüberweisungen in Verbindung, die den Wechselkurs stabilisierten. Andererseits bedeutete dies eine erhebliche reale Aufwertung von 10% für das Jahr, die sich negativ auf die preisliche Wettbewerbsfähigkeit moldauischer Produkte auswirkt.

Starker Außenhandel durch Re-Exporte

Der Außenhandel Moldaus entwickelte sich 2022 mit einem Anstieg der Exporte um 37,9% und der Importe um 28,5% sehr stark.

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Auf der Exportseite wurde diese Dynamik zum Teil durch die hohen Lebensmittelpreise und die Rekordernte 2021 angetrieben, von der ein Teil in der ersten Jahreshäfte 2022 exportiert wurde. Ein weiterer wichtiger Faktor, der etwa die Hälfte des Exportwachstums ausmachte, waren die gestiegenen Re-Exporte.

Die amtlich erfassten Re-Exporte, die gegenüber dem Vorjahr um 92% zunahmen, gingen zum größten Teil in die Ukraine und bestanden hauptsächlich aus Brennstoffen. Andererseits nahmen die Einfuhren bestimmter Produkte – vor allem Getreide, Ölsaaten und pflanzliche Öle – aus der Ukraine erheblich zu. Da die moldauischen Ausfuhren dieser Produktgruppen parallel dazu zunahmen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich dabei um zusätzliche, nicht erfasste Re-Exporte handelte.

Höheres Defizit dank Geberunterstützung möglich

Das Haushaltsdefizit belief sich 2022 auf 4,2% des BIP und war damit niedriger als die ursprünglich geplanten 6,2%. Das geringere Defizit ist zum Teil auf höhere Einnahmen sowie auf einen gewissen Minderverbrauch bei den öffentlichen Ausgaben zurückzuführen.

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Für 2023 wird eine Ausweitung des Defizits auf 6,0% des BIP prognostiziert, was auf höhere Ausgaben für Sozialleistungen, insbesondere für Energiesubventionen, und zusätzliche Ausgaben zur Steigerung der Kapazitäten im öffentlichen Sektor zurückzuführen ist. Die Finanzierung des Defizits wird durch ein hohes Maß an internationaler finanzieller Unterstützung für Moldau ermöglicht.

Schlussfolgerungen und Ausblick

Der Krieg in der Ukraine wirkt sich weiterhin negativ auf die moldauische Wirtschaft und insbesondere auf die Investitionen aus. Gleichzeitig gibt es aber auch einige positive Entwicklungen zu verzeichnen. Die Wirtschaft erholt sich, wenn auch langsam. Und die Inflationsrate ist rückläufig. So ist es der Regierung gelungen, die makroökonomische Stabilität trotz der massiven und mehrfachen Schocks im Jahr 2022 aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus hat die Sozialpolitik entschlossen reagiert, um Energiearmut zu vermeiden. Kurzum, es gibt einige Gründe für einen vorsichtigen Optimismus.

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Dieser Newsletter basiert auf unserem 17. Wirtschaftsausblick Moldau.

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