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Niklas Dornbusch, Dr Ricardo Giucci

Georgiens makroökonomische Lage im Licht russischer Sanktionen

Am 21. Juni verkündete Russland ein Verbot für Direktflüge von und nach Georgien. Das Verbot wird nicht nur den Tourismussektor stark treffen, sondern, aufgrund der Bedeutung dieses Sektors, auch gesamtwirtschaftliche Effekte haben.

  • Georgien
NL 29 | 2019
Makroökonomische Analysen und Prognosen

Die russischen Sanktionen werden schätzungsweise Auswirkungen im Ausmaß von einem Prozentpunkt des BIP haben. Daher ist eine Verringerung des realen Wirtschaftswachstums von 4,7% in 2018 auf 3,6% in 2019 zu erwarten. Erwartungsgemäß leidet der georgische Lari: Seit dem 21. Juni hat er gegenüber dem US-Dollar um 4,5% abgewertet. Infolge wird die Inflation etwas höher ausfallen als ursprünglich erwartet, da sich die Abwertung direkt auf die Konsumentenpreise auswirkt („pass through Effekt”). Weiterhin erwarten wir, dass das Leistungsbilanzdefizit, welches 2018 auf „nur” 7,9% des BIP gesunken war, um ca.
1 Prozentpunkt ansteigen wird, da Deviseneinnahmen aus dem Tourismus fehlen. Die georgische Regierung hat bereits auf die Sanktionen reagiert, indem sie wirtschaftliche Unterstützung für betroffene Unternehmen angekündigt hat. Dies wird vermutlich zu einer expansiveren Fiskalpolitik führen, wodurch das Defizit, wenn auch nicht übermäßig, ansteigen wird. Insgesamt wird der Schock zwar spürbare, gleichzeitig aber überschaubare Auswirkungen haben. Durch die umsichtige Geld- und Fiskalpolitik in den letzten Jahren konnten Puffer aufgebaut werden. Langfristig ist es für Georgien entscheidend, seine Wirtschaft weiter zu diversifizieren, um weniger anfällig für externe Schocks zu sein – etwas für das sich GET Georgien bereits in der Vergangenheit ausgesprochen hat.

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