Erhöhte Staatsausgaben sichern moderates Wachstum
Im Jahr 2023 wuchs die kosovarische Wirtschaft um moderate 3,3% zum Vj. in einem schwierigen makroökonomischen Umfeld, das durch hohe Zinsen und eine nachlassende Nachfrage aus der Eurozone gekennzeichnet war. Ausschlaggebend für das Wachstum waren vor allem gesteigerte Staatsausgaben.
Diese führten zu einem Anstieg der Warenimporte, wodurch sich das Defizit in der Warenbilanz weiter vergrößerte. Dennoch gelang es Kosovo, vor allem dank einer Steigerung von Dienstleistungsexporten und Rücküberweisungen, sein Leistungsbilanzdefizit auf 7,8% des BIP zu senken. Ausländische Direktinvestitionen stiegen auf 9% des BIP an, was der höchste Wert in der Region ist.
Wirtschaftswachstum
Die Wirtschaft von Kosovo verzeichnete 2023 ein moderates Wachstum von 3,3% zum Vj. Das Wachstum blieb damit über dem regionalen Durchschnitt und erwies sich angesichts der nachlassenden Nachfrage aus der Eurozone als widerstandsfähig.
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Das BIP-Wachstum im Jahr 2023 wurde hauptsächlich von der Inlandsnachfrage getrieben, insbesondere vom öffentlichen und privaten Konsum sowie von öffentlichen Investitionen.
Öffentlicher Konsum stieg um 3,9% zum Vj. an, was vor allem auf die Umsetzung einer neuen Gehaltsverordnung für den öffentlichen Dienst zurückzuführen ist, die erhebliche Lohnerhöhungen mit sich brachte. Auch privater Konsum ist 2023 gestiegen, begünstigt durch einen Anstieg an Rücküberweisungen. Diese sind im Einklang mit dem Trend der letzten Jahre um 9,9% zum Vj. gewachsen.
Investitionen gehörten 2023 ebenfalls zu den Haupt-Wachstumstreibern. Vor allem öffentliche Investitionen konnten mit einer Wachstumsrate von 82,4% zum Vj. kräftig zulegen.
Nettoexporte trugen negativ zum BIP-Wachstum bei, da das absolute Wachstum der Importe das absolute Wachstum der Exporte deutlich übertraf.
Inflation
Wie in ganz Europa stieg die Inflation in Kosovo im Jahr 2022 infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine sprunghaft an (11,6% zum Vj.). Das Jahr 2023 war durch Disinflation gekennzeichnet. Mit moderaten 5,0% zum Vj. war Kosovos Inflationsrate die niedrigste in der Westbalkanregion.
Der Inflationsdruck im Jahr 2022 wurde vor allem durch einen starken Anstieg der Preise für zentrale Konsumgüter wie Lebensmittel und Energie verursacht, die zusammen etwa die Hälfte des kosovarischen Warenkorbs ausmachen. Die Disinflation im Jahr 2023 war in erster Linie entsprechend eine Folge des weltweiten Rückgangs der Energiepreise.
Für die kommenden Jahre wird erwartet, dass die Inflation weiter zurückgeht. Mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 2,0% zum Vj. deckt sich die Entwicklung im ersten Quartal 2024 mit dieser Erwartung.
Leistungsbilanz
In den letzten Jahren wies Kosovo ein erhebliches Leistungsbilanzdefizit auf, das in erster Linie durch ein hohes Warenbilanzdefizit verursacht wurde. Die Dienstleistungsbilanz war traditionell positiv und glich zusammen mit dem Primär- und Sekundäreinkommen das Warenbilanzdefizit aus.
Das Jahr 2023 bildete diesbezüglich keine Ausnahme, es gab aber dennoch einige positive Entwicklungen zu verzeichnen. Das Leistungsbilanzdefizit konnte erheblich gesenkt werden, von 10,3% des BIP im Jahr 2022 auf 7,8% im Jahr 2023.
Diese Reduktion wurde trotz eines wachsenden Warenbilanzdefizits erreicht. Warenexporte sanken im Jahr 2023 um 6,5% zum Vj., hauptsächlich weil der Export von Basismetallen stark zurückging. Warenimporte stiegen hingegen um 4,8% zum Vj. an, da die öffentliche Investitionsoffensive die inländische Nachfrage nach Importgütern ankurbelte.
Im Gegensatz dazu stieg der Dienstleistungsbilanzüberschuss dank eines starken Anstiegs von Dienstleistungsexporten (18,4% zum Vj.) stark an. Der Sekundäreinkommensüberschuss wurde ebenfalls vergrößert, was hauptsächlich auf einen Anstieg von Rücküberweisungen (9,9% zum Vj.) aus der großen kosovarischen Diaspora zurückzuführen ist. Diese beiden positiven Entwicklungen waren die Hauptursachen für den Rückgang des Leistungsbilanzdefizits.
Die Verringerung des Leistungsbilanzdefizits trotz des investitionsbedingten Anstiegs der Warenimporte war eine sehr positive Entwicklung im Jahr 2023.
Öffentliche Investitionen
Das starke Wachstum der öffentlichen Investitionen (82,4% zum Vj.) ist zumindest teilweise auf zwei Gesetzesänderungen zurückzuführen. Vor 2023 war es nicht möglich, öffentliche Ausschreibungen bei einer Änderung des allgemeinen Preisniveaus entsprechend anzupassen. Dies hielt den Privatsektor im Jahr 2022, als die Inflation hoch war, davon ab, sich um staatliche Aufträge zu bewerben. Im Jahr 2023 wurde eine neue Gesetzgebung eingeführt, die eine Preisanpassung ermöglicht. Außerdem werden seit 2023 die Enteignungskosten bei der Berechnung der Kosten für staatliche Projekte berücksichtigt, was statistisch sowohl zu höheren geplanten als auch ausgeführten öffentlichen Investitionen führt.
Trotz des starken Anstiegs der öffentlichen Investitionen im Jahr 2023 blieben diese deutlich hinter den ursprünglich geplanten Ausgaben zurück. Mangelnder Mittelabfluss ist ein seit langem bestehendes Problem der öffentlichen Hand in Kosovo und war im vergangenen Jahr trotz des starken Anstiegs der öffentlichen Investitionen ebenso relevant wie in den Vorjahren. Dies zu verbessern, sollte daher in den kommenden Jahren eine Priorität für die Regierung sein.
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Ausländische Direktinvestitionen (ADI)
Bisher war Kosovo kein Land mit großer Anziehungskraft für ausländische Direktinvestitionen. Der Bestand an ausländischen Direktinvestitionen pro Kopf (3.041 EUR) war 2023 der zweitniedrigste in der Region. Zum Vergleich: Der Pro-Kopf-Bestand an ausländischen Direktinvestitionen in Montenegro oder Serbien, die in der Vergangenheit am erfolgreichsten bei der Anwerbung ausländischer Direktinvestitionen waren, ist mehr als doppelt so hoch.
Die Entwicklung in den letzten zwei Jahren war jedoch sehr positiv. Im Jahr 2022 schnellten die ADI-Zuflüsse um 85% zum Vj. in die Höhe. Im Jahr 2023 stiegen die ADI-Zuflüsse erneut an (9,1% zum Vj.) und beliefen sich auf satte 9% des BIP. Dies machte Kosovo im vergangenen Jahr zum erfolgreichsten Land des Westbalkans bei der Anwerbung ausländischer Direktinvestitionen.
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Neben dem Gesamtbetrag der ADI-Zuflüsse ist jedoch auch deren sektorale Zusammensetzung zu berücksichtigen. In den letzten Jahren entfielen in der Regel rund 60% der ADI-Zuflüsse in Kosovo auf den Immobiliensektor, rund 20% auf den Versicherungs- und Finanzsektor und rund 20% auf eine Mischung aus anderen Sektoren. In den letzten beiden Jahren sind die ADI-Aktivitäten im Kosovo zu diesem Muster zurückgekehrt, nachdem 2021 fast ausschließlich ADI-Zuflüsse im Immobiliensektor zu verzeichnen waren.
Generell ist die sektorale Zusammensetzung der ADI-Zuflüsse in Kosovo nicht optimal. In den kommenden Jahren sollte es ganz oben auf der Agenda der Regierung stehen, ausländische Direktinvestitionen in arbeitsintensivere Sektoren wie das verarbeitende Gewerbe zu lenken, um Beschäftigung und Exporte zu fördern und die Gesamtfaktorproduktivität zu steigern.
Ausblick
Für das Jahr 2024 wird ein Wachstum des kosovarischen BIP i.H.v. 4,2% zum Vj. prognostiziert. Dies würde, ermöglicht durch ein wesentlich günstigeres makroökonomisches Umfeld, eine um fast einen Prozentpunkt höhere Wachstumsrate als 2023 bedeuten. Niedrigere Inflations- und Zinsniveaus, eine höhere internationale Nachfrage nach kosovarischen Exporten und ein starker privater Konsum werden voraussichtlich die wichtigsten Wachstumsfaktoren sein.
Dieser Newsletter basiert auf der sechsten Ausgabe des Wirtschaftsausblick Kosovo.