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Garry Poluschkin

Der usbekische IT-Sektor: ein aufstrebender Stern in Zentralasien?

Der IT-Sektor Usbekistans erlebt seit 2020 ein bemerkenswertes Wachstum von durchschnittlich 42% pro Jahr. Sein Beitrag zur Bruttowertschöpfung stieg von 0,4% im Jahr 2020 auf 1,3% in der ersten Hälfte 2024, was in erster Linie auf die Bereiche Programmierung und Beratung zurückzuführen ist. Unterstützung durch die Regierung, insbesondere durch den IT-Park, spielte dabei eine entscheidende Rolle. Der IT-Park bietet Infrastruktur, steuerliche Anreize und ein spezielles Visumverfahren für ausländische Fachkräfte.

Obwohl er immer noch kleiner ist als in vergleichbaren Volkswirtschaften, holt der IT-Sektor Usbekistans schnell auf. Die Beschäftigung ist deutlich gestiegen, ebenso wie die Löhne, die dreimal so hoch sind wie der nationale Durchschnitt – wenngleich im internationalen Vergleich immer noch recht niedrig. Die IT-Exporte stiegen von 42 Mio. USD im Jahr 2020 auf 447 Mio. USD im Jahr 2023, wodurch Usbekistan zu einem Nettoexporteur von IT-Dienstleistungen wurde. Die USA und das Vereinigte Königreich entwickelten sich zu wichtigen Zielmärkten.

Dieser positive Trend dürfte sich fortsetzen. Ambitionierte Ziele wie das Erreichen von 5 Mrd. USD an jährlichen IT-Exporten bis 2030 erscheinen realistisch – insbesondere wenn die Regierung zentrale Herausforderungen angeht, darunter die Verbesserung der schulischen Bildung und die Beseitigung regulatorischer Hürden, die Investitionen erschweren.

  • Usbekistan
NL 38 | September - Oktober
Entwicklung des Privatsektors
Starkes Wachstum des IT-Sektors

Usbekistan verzeichnet seit 2020 ein robustes Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 6% jährlich. Das Wachstum im IT-Sektor war mit einer realen jährlichen Wachstumsrate von 42% sogar noch deutlich stärker. Diese rasante Expansion hat den Anteil des Sektors an der Bruttowertschöpfung von 0,4% im Jahr 2020 auf 1,1% im Jahr 2023 und 1,3% in der ersten Hälfte des Jahres 2024 erhöht.
Der IT-Sektor, wie er in der Statistik üblicherweise defi-niert wird, umfasst folgende Tätigkeiten:

  • Computerprogrammierung und -beratung
  • Informationsdienstleistungen
  • Fertigung von Computern
  • Medienproduktionsdienste

Der Haupttreiber dieses Wachstums war die Programmierung und Beratung. Der Beitrag dieses Teilsektors zur Bruttowertschöpfung stieg von 0,04% im Jahr 2020 auf 0,3% im Jahr 2023.

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Die umfassende wirtschaftliche Transformation Usbekistans führt zu einer steigenden Nachfrage nach IT-Dienstleistungen. Gleichzeitig haben staatliche Maßnahmen wesentlich zum starken Wachstum beigetragen – insbesondere die Gründung des IT-Parks. Er bietet Mitgliedern eine Vielzahl von Anreizen, darunter umfangreiche Steuerbefreiungen, Zollvergünstigungen sowie Infrastruktur. Ausländische IT-Fachkräfte profitieren zusätzlich von speziellen Visa-Regelungen. Weitere Anreize werden Unternehmen geboten, die außerhalb von Taschkent in eine der 14 regionalen Niederlassungen des Parks investieren.
Dank der bereitgestellten Anreize und Infrastruktur ist die Zahl der ansässigen Unternehmen im IT-Park deutlich gestiegen – von 369 im Jahr 2019 auf 2.923 im Juli 2025. Besonders bemerkenswert ist der Anstieg ausländischer Investoren: von null im Jahr 2021 auf 778 im Juli 2025. Dies unterstreicht die Wirksamkeit dieser Regie-rungsinitiative zur Anziehung ausländischer Direktinvestitionen.

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Gleichzeitig muss erwähnt werden, dass sich der IT-Sektor Usbekistans von einem vergleichsweise niedrigen Niveau aus entwickelt. Sein Anteil an der Bruttowert-schöpfung lag im Jahr 2023 noch unter dem Niveau anderer Länder wie Kasachstan (1,5%), Russland (2,1%), der Ukraine (3,0%) und Belarus (3,4%). Dennoch zeigt die starke Wachstumsdynamik des usbekischen IT-Sektors, dass er sich auf einem Konvergenzpfad zu den genannten Vergleichsländern befindet.

Beschäftigung und Löhne

Aufbauend auf dieser starken Dynamik verzeichnet der Sektor ein starkes Beschäftigungswachstum. Die Zahl der Beschäftigten im IKT-Sektor (es liegen keine Daten zum IT-Sektor separat vor) stieg von 59.000 im Jahr 2020 auf 99.000 im Jahr 2023, was 0,7% der Gesamtbeschäftigung entspricht. Sowohl das Lohnniveau als auch das Lohnwachstum im Sektor übertreffen diejenigen in der Gesamtwirtschaft. Dies spiegelt die hohe Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften wider, insbesondere auf Führungsebene. Im Jahr 2024 betrug der durch-schnittliche Monatslohn im Sektor 13,2 Mio. UZS (1.043 USD), was dreimal so hoch ist wie der gesamtwirtschaftliche Durchschnitt. Im internationalen Vergleich ist die Entlohnung im Sektor aber weiterhin relativ niedrig.

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Internationaler Handel

Das starke Wachstum des Sektors wirkte sich auch auf die Handelsbeziehungen aus. Die Exporte von IT-Waren und -Dienstleistungen stiegen deutlich von 42 Mio. USD im Jahr 2020 auf 447 Mio. USD im Jahr 2023. Diese Expansion wurde in erster Linie durch die Exporte von IT-Dienstleistungen angetrieben, die mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 209% wuchsen und im Jahr 2023 einen Wert von 346 Mio. USD erreichten. Im gleichen Zeitraum importierte Usbekistan IT-Dienstleistungen im Wert von 132 Mio. USD und wurde damit zu einem Nettoexporteur von IT-Dienstleistungen. Die USA und Großbritannien haben sich zu den wichtigsten Märkten für IT-Dienstleistungsexporte entwickelt. Auf der anderen Seite bleibt Usbekistan mit Importen in Höhe von 654 Mio. USD gegenüber Exporten in Höhe von 81 Mio. USD im Jahr 2023 ein Nettoimporteur von IT-Waren. Der Großteil der IT-Waren stammt aus Asien, insbesondere aus China, dem Nahen Osten und Südkorea.

Regierungsziele, Perspektiven und Herausforderungen

Die usbekische Regierung hat sich im Rahmen ihrer Strategie „Digital Vision 2030“ ehrgeizige Ziele für den IT-Sektor gesetzt. Bis 2030 soll das Exportvolumen pro Jahr 5 Mrd. USD erreichen. Dieses Ziel ist zwar sehr ambitioniert, aber dennoch erreichbar, wenn die internationalen Investitionen weiter steigen und die Exportdynamik in den kommenden Jahren anhält.
Um die in der Regierungsstrategie festgelegten Ziele zu erreichen, ist die Versorgung mit qualifizierten IT-Fachkräften von entscheidender Bedeutung. Die aktuelle Nachfrage nach IT-Fachkräften wird durch das wach-sende Interesse der Studierenden an IT-Studiengängen gedeckt. Die Zahl der Absolventen ist von 2.600 im Jahr 2017 auf 11.400 im Jahr 2023 gestiegen, während ihr Anteil an den Gesamtabsolventen von 3,9% im Jahr 2017 auf 5,4% im Jahr 2023 anwuchs. Dies ist ein höherer Anteil als beispielsweise in Georgien oder Aserbaidschan. Laut der PISA-Studie liegen die Leistungen 15-jähriger Schüler in Mathematik und Naturwissenschaf-ten, beides Fächer, die eng mit der IT verbunden sind, jedoch weiterhin unter dem Niveau vieler Vergleichsländer.

Zu den weiteren Herausforderungen zählen regulatorische Anforderungen wie die Verpflichtung, personenbezogene Daten usbekischer Bürger lokal zu speichern, was zusätzliche Kosten verursacht, und ausländische Investoren abschrecken könnte.

Insgesamt wird für die kommenden Jahre ein anhalten-des Wachstum des Sektors erwartet. Falls darüber hinaus diese verbleibenden Herausforderungen bewältigt werden, hat der IT-Sektor Usbekistans das Potenzial, sich zu einem führenden IT-Hub in Zentralasien zu entwickeln.

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Dieser Newsletter basiert auf dem Policy Briefing IT sector monitor Uzbekistan