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Julian Milek

Der IKT- und BPO-Sektor Kosovos: Entwicklungen und Aussichten

Bedeutung und Potenzial des Informations- und Kommunikationstechnologiesektors (IKT) in Kosovo wurden in den letzten zehn Jahren in Wirtschaftskreisen breit diskutiert.

  • Kosovo
NL 06 | Juli - August 2022
Entwicklung des Privatsektors

Ein starker Anstieg der registrierten IKT- und BPO-Unternehmen, insbesondere im Bereich Software/IT-Dienstleistungen, Callcenter und Softwareentwicklung, sowie die Entwicklung wettbewerbsfähiger Gehälter über dem nationalen Durchschnitt markierten die jüngsten Trends in diesem Sektor.

In Kosovo stehen notwendige Qualifikationen der Arbeitskräfte für den IKT- und BPO-Sektor sowie eine gut ausgebaute IKT-Infrastruktur zur Verfügung. Damit bietet das Land viel Potenzial für die weitere Entwicklung.

Folglich kann der IKT-Sektor als attraktiver Sektor für Wirtschaftswachstum und Exportförderung angesehen werden. Zudem stellt er sich als kritischer Sektor für die Schaffung von Arbeitsplätzen für junge Berufsanfänger, sowie für die Bindung junger Talente in Kosovo heraus.

Hintergrund

Der IKT- und BPO-Sektor in Kosovo hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Erstens hat die Regierung im September 2018 die Strategie für intelligente Spezialisierung verabschiedet, bei der die IKT- und BPO-Branche als vorläufige prioritäre Sektoren benannt wurden.

Darüber hinaus identifizierte das German Economic Team (GET) auf Basis von Datenanalysen und ausführlichen Interviews mit Wirtschaftsvertretern Zielgruppen für die Investitionsattraktion. Basierend auf den Kriterien Investitionspotenzial, Entwicklungswirkung und Wettbewerbsposition wurden der IKT- und BPO-Sektor als Top-Zielgruppen ermittelt.

IKT-Sektor Übersicht

Der IKT-Sektor machte 1,9% des BIP im Jahr 2021 aus. Dieser Anteil blieb in den letzten 5 Jahren stabil und ist niedriger als in den meisten anderen Balkanländern, was auf ein großes Potential für die weitere Entwicklung hindeutet.

Die Ausfuhren von Dienstleistungen im Bereich Telekommunikation, Datenverarbeitung und Information beliefen sich im Jahr 2021 auf 99 Mio. EUR bzw. 5,1% der Dienstleistungsausfuhren. Der Sektor ist exportorientiert, d.h. die Exporte sind höher als die Importe und 78% der bestehenden Unternehmen exportieren ihre Dienstleistungen. Aufgrund der begrenzten Größe der IKT-Industrie in Kosovo gibt es jedoch nur einen moderaten Beitrag zu den Gesamtexporten.

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Jüngste Entwicklungen

In den letzten Jahren konnte ein stetiger Anstieg der Zahl der registrierten IKT-Unternehmen beobachtet werden. Obwohl keine neuen Daten verfügbar sind, wird die aktuelle Anzahl auf 2.800 geschätzt.

Laut dem STIKK-Barometer 2020 bieten die meisten Unternehmen (51%) in KOS Software-/IT-Dienstleistungen an. Andere Dienstleistungen und Produkte machen 25% aus und umfassen professionelle Dienstleistungen, Software-/Unternehmensberatungsdienste, Netzwerk- und Telekommunikations-HW- und SW-Anbieter, IKT-Dienstleistungen und Auditing, Systemintegration, Cloud-Dienste und Cybersicherheit.

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Es gibt keine offiziellen Daten zur Beschäftigung in der Branche, aber STIKK schätzt, dass der Sektor rund 3.000 Menschen beschäftigt. Fast die Hälfte der Gehälter im IKT-Sektor liegt zwischen 750 und 2.000 Euro. Die höchsten Gehälter erhalten Entwickler, Business Development Manager und Projektmanager.

Die Hauptunternehmen und Tätigkeitsfelder sind:

  • Celonis: Process Mining, Execution Management Software
  • Open Research: Softwareentwicklung
  • Cactus: Business Development Services, IT Consulting Services, Softwareentwicklung
  • 3CIS: Konnektivität & Netzwerkdienste, Softwareentwicklung, Systeminfrastruktur, Telekommunikationsdienste
  • Gjirafa: Suchmaschine, GjirafaAdNetwork, Gjirafa Lab
  • Asseco: Finanzinformationssystem (FIS), IT-Beratungsleistungen, Systeminfrastruktur
Der BPO-Sektor in Kosovo

Derzeit umfassen die Geschäftsprozesse in Kosovo hauptsächlich Call-Center- und Kundensupport, Design, Engineering und Softwareentwicklung. Basierend auf einem von USAID Kosovo Compete Activity im Jahr 2021 veröffentlichten Bericht leistet der Sektor einen erheblichen Beitrag zur Beschäftigung, da Schätzungen von STIKK darauf hindeuten, dass rund 70% der im Bereich „Information und Kommunikation sowie berufliche Tätigkeiten“ eingestellten Mitarbeiter dem BPO-Sektor angehören.

In den letzten Jahren hat sich Kosovo aufgrund billigerer On-Demand-Fähigkeiten, geringer Reisezeit und niedrigerer Kosten zu einem attraktiven Standort für den BPO-Sektor entwickelt.

Zudem deuten aktuelle Bevölkerungsprognosen auf eine Zunahme junger Altersgruppen hin, die in den nächsten Jahren in den Arbeitsmarkt eintreten werden. Dies wird durch eine hohe Internetdurchdringung und die Akzeptanz der Informationstechnologie gefördert. Neben Englisch ist Deutsch die meistgesprochene Fremdsprache. Diese Sprachen werden auch in der Grundschule in Kosovo unterrichtet. Darüber hinaus gibt es in Deutschland die größte kosovarische Diaspora (über 350.000).

Die meisten Mitarbeiter (2/3) in Callcentern erhalten ein wettbewerbsfähiges Gehalt zwischen 750 und 1.500 Euro, was über dem Landesdurchschnitt von 416 Euro liegt.

Die Hauptunternehmen und Tätigkeitsfelder sind:

  • Baruti: Deutschsprachiges Callcenter
  • Speex: Kundenservice/Datenverarbeitung/Vertrieb
  • Webhelp: Deutschsprachige Kundenbetreuung
Aussicht

Der digitale Wandel, der durch die Corona-Pandemie beschleunigt wird, kann zu einer zunehmenden Investitionsdynamik führen. In der Tat haben eine Reihe von Segmenten wie EdTech (Bildungstechnologie), Cybersicherheit, E-Commerce und Einzelhandelstechnologie eine wachsende Nachfrage als Folge der Pandemie verzeichnet, was wahrscheinlich zu einer Zunahme der Investitionstätigkeit führen wird. Die Herausforderung für die Zukunft wird darin bestehen, die Konsistenz und Genauigkeit der Daten in diesem Sektor zu verbessern, die von politischen Entscheidungsträgern zur Verbesserung ihrer Programme, Investitionen und Bemühungen genutzt werden können.

Darüber hinaus werden regionale Zentren wie der Innovations- und Ausbildungspark (ITP) Prizren wahrscheinlich Innovationen, Geschäfts- und Kompetenzentwicklung fördern. Solche Schwerpunkte in der Balkanregion können vorteilhafte Synergien zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Hochschulen schaffen. Dies wird Investitionen in den Sektor erleichtern und zu Wachstum, sowie der Schaffung neuer Arbeitsplätze führen.

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Dieser Newsletter basiert auf dem Policy Briefing: Analyse des IKT- und des BPO-Sektors sowie der Kreativwirtschaft in Kosovo