Der Euro als neue Referenzwährung – ein zeitgemäßer Wechsel
Am 2. Januar 2025 stellte die Nationalbank Moldaus (NBM) die Referenzwährung vom US-Dollar auf den Euro um. Dies ist ein wichtiger Meilenstein in der laufenden wirtschaftlichen Annäherung Moldaus an die Europäische Union und bringt die Fremdwährungsgeschäfte der Zentralbank in Einklang mit der Handels- und Finanzstruktur des Landes. Die Umstellung ist aus wirtschaftlicher Sicht logisch, da sie die zunehmende Rolle des Euro in den Außenbeziehungen Moldaus widerspiegelt: Handel, Überweisungen, Finanzströme und der Bankensektor werden bereits überwiegend in Euro abgewickelt.
In einer früheren Studie auf Anfrage der NBM hatte das German Economic Team genau diesen Schritt empfohlen und hervorgehoben, dass die Umstellung die Transaktionskosten senken, die Wechselkursvolatilität verringern und der Realwirtschaft jährliche Einsparungen von über 10 Mio. EUR bringen würde. Zwei Monate nach der Umstellung sind erste Auswirkungen sichtbar: Die Geld-Brief-Spanne für den Umtausch von Euro ist nun niedriger als die für den US-Dollar, was die prognostizierten Einsparungen für Haushalte und Unternehmen bestätigt. Obwohl es sich bei der Umstellung um eine technische Anpassung handelt, hat sie auch eine symbolische und strategische Bedeutung, da sie Moldau stärker in der europäischen Wirtschaftsarchitektur verankert.
Die wirtschaftliche Bedeutung von Referenzwährungen
Die Referenzwährung ist die Fremdwährung, die von einer Zentralbank für Deviseninterventionen und zur Glättung von Wechselkursschwankungen verwendet wird.
Ihre Wahl wirkt sich auf mehrere Schlüsselvariablen aus: Liquidität und Volatilität auf den Devisenmärkten, Transaktionskosten für die Wirtschaftsakteure und schließlich das Verhalten von Geschäftsbanken und Verbrauchern bei der Wahl zwischen Währungen.
Vor Januar 2025 verwendete die Nationalbank Moldaus (NBM) den US-Dollar als Referenzwährung. Diese langjährige Praxis war aufgrund der früheren Handelsausrichtung Moldaus auf die GUS-Region und der Verbreitung des US-Dollars im internationalen Finanzwesen durchaus gerechtfertigt. Im Laufe der Jahre hat sich die wirtschaftliche Geographie Moldaus jedoch grundlegend verändert. Die EU ist nun der bei weitem größte Handelspartner und die wichtigste Quelle für Rücküberweisungen, ausländische Direktinvestitionen (FDI) und internationale Unterstützung.
Die Verwendung des US-Dollars als Referenzwährung führte zu strukturellen Vorteilen für US-Dollar-Transaktionen: Da die NBM Interventionen hauptsächlich in USD durchführte, war das Währungspaar MDL/USD liquider, weniger volatil und günstiger zu wechseln als MDL/EUR.
Dies wiederum machte den Euro für Devisengeschäfte weniger attraktiv, obwohl dieser für grenzüberschreitende Transaktionen die wichtigere Währung ist. Das Ergebnis war eine Diskrepanz zwischen der technischen Praxis und den wirtschaftlichen Gegebenheiten.
GET-Empfehlung: Umstellung auf den Euro
Das German Economic Team hat in einer von der NBM angefragten und im August 2023 veröffentlichten Studie die Gründe für die Umstellung der Referenzwährung von USD auf EUR dargelegt. Die Analyse der moldauischen Wirtschaft zeigte, dass der Euro in praktisch allen Kernbereichen bereits die führende Fremdwährung war.
Exporte: 55% der Exportabrechnungen wurden bereits in Euro abgewickelt, wobei dieser Anteil mit der weiteren EU-Integration voraussichtlich noch steigen wird.
Importe: 47% der Importe wurden in Euro fakturiert. Dieser Anteil wird voraussichtlich steigen, da zunehmend Energie aus EU-Ländern bezogen wird.
Rücküberweisungen: Anfang 2023 wurden 80% aller Rücküberweisungen in Euro getätigt – einschließlich Überweisungen aus Ländern außerhalb der Eurozone.
FDI: Obwohl die für FDI verwendeten Währungen nicht immer bekannt sind, entfallen zwei Drittel des Bestands auf die EU, was auf eine starke Rolle des Euro hindeutet.
Öffentliche und private Verschuldung: Der weitaus größte Teil der Auslandsschulden wurde in Euro oder Sonderziehungsrechten (SZR) aufgenommen, während der US-Dollar nur eine geringe Rolle spielte.
Bankensektor: Zwischen 2019 und 2022 lauteten rund 75% aller auf Fremdwährung laufenden Kredite und 68% der Einlagen auf Euro.
Die wirtschaftliche Bedeutung des Euro übertraf die des Dollars somit bei weitem. Die Umstellung der Referenzwährung würde also dazu beitragen, die Transaktionskosten zu senken, indem die Marktanreize an die reale Struktur der Wirtschaft angepasst werden.
Nach unserer Schätzung ergeben sich jährliche Einsparungen von über 10 Mio. EUR, vor allem durch die Verringerung der Geld-Brief-Spannen bei Devisentransaktionen – insbesondere im Bargeld- und bargeldlosen Intrabank-Segment. Darüber hinaus würde die Umstellung die Volatilität des MDL/EUR-Wechselkurses verringern, die Transparenz für die Wirtschaftsakteure erhöhen und die Liquidität des Euro auf den moldauischen Finanzmärkten steigern.
Umsetzung seit Januar 2025 und erste Ergebnisse Die NBM hat die Umstellung offiziell am 2. Januar 2025 vorgenommen, nachdem sie diese im November 2024 angekündigt hatte. Die Umstellung ist zwar technisch und wirkt sich nicht auf die Geldpolitik, die Zinssätze oder die Geldmenge aus, hat aber bereits klare praktische Vorteile gebracht.
Niedrigere Transaktionskosten: Das frühere Muster, bei dem die Geld-Brief-Spanne für MDL/USD niedriger war als für MDL/EUR, hat sich nun umgekehrt, was die verbesserte Liquidität widerspiegelt. Infolgedessen ist der Umtausch von Euro für Privatkunden und Unternehmen günstiger geworden, insbesondere für diejenigen, die Rücküberweisungen erhalten oder auf Euro lautende Zahlungen leisten.
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Höhere Euro-Liquidität: Die Geschäftsbanken haben ihre Devisengeschäfte rasch umgestellt und die Interbankenabwicklung und das Liquiditätsmanagement auf den Euro verlagert. Diese Umstellung hat den MDL/EUR-Markt vertieft und spiegelt die Erfahrungen Rumäniens aus dem Jahr 2003 wider, wo der Anteil der Euro-Transaktionen innerhalb weniger Wochen nach der Umstellung stark anstieg.
Bessere Planbarkeit für Privatkunden und Unternehmen:
Diejenigen, die auf Euro lautende Kredite oder Einkünfte haben, genießen jetzt ein geringeres Währungsrisiko und eine größere Wechselkursstabilität. Dies unterstützt die Finanzplanung und verringert die Volatilität im Geschäftsverkehr, insbesondere für EU-orientierte Exporteure und Importeure.
Die Umstellung hat keinen Einfluss auf die Verfügbarkeit oder Funktionalität des USD-Handels. Privatkunden und Unternehmen können wie bisher in USD handeln. Die einzige Änderung besteht darin, dass der Euro nun als Referenzwert für die Berechnung der offiziellen Wechselkurse des Leu dient. Die NBM hat die Umstellung mit gezielten Konsultationen und Online-Informationen unterstützt. Dies Transparenz hat zu einer reibungslosen Umsetzung und einem breiten öffentlichen Verständnis der Gründe und Auswirkungen der Umstellung beigetragen.
Strategische Bedeutung: Vertiefung des EU-Kurses
Neben den wirtschaftlichen Vorteilen hat der Schritt auch eine strategische Bedeutung. Er unterstreicht die weitere Annäherung Moldaus an die EU – nicht nur in politischer, sondern auch in finanzieller Hinsicht. Der Euro ist nicht nur eine Handelswährung, sondern dient als Symbol für die regulatorische und institutionelle Konvergenz mit dem europäischen Binnenmarkt. Da Moldau im Rahmen des EU-Beitrittsprozesses eine tiefere Integration anstrebt, wird die Angleichung seiner Währungs- und Finanzarchitektur an die EU-Normen von wesentlicher Bedeutung sein. Die Verwendung des Euro als Referenzwährung ist ein solcher Schritt. Sie ermöglicht es moldauischen Institutionen und Unternehmen, in einem Umfeld zu operieren, das EU-Investoren vertrauter ist, und verringert die währungsbedingte Unsicherheit im Handel und bei den Kapitalströmen.
Außerdem stärkt dieser Schritt die Glaubwürdigkeit Moldaus bei internationalen Partnern. Die Anpassung der Währungspolitik an die tatsächlichen Marktbedingungen zeugt von einem pragmatischen und vorausschauenden Ansatz in der Wirtschaftspolitik, der für weitere Fortschritte Moldaus auf dem Weg zur EU-Integration von entscheidender Bedeutung sein wird.
Ausblick
In Zukunft werden sich die Vorteile der Umstellung der Referenzwährung weiter entfalten. Mit der weiteren Annäherung Moldaus an die EU-Institutionen und -Gesetze wird die Verwendung des Euro in der Wirtschaft wahrscheinlich noch weiter zunehmen. Der Schritt der Zentralbank stärkt die makroökonomische Architektur Moldaus und festigt den europäischen Kurs des Landes. Es ist nun wichtig, dass die NBM den MDL/EUR-Wechselkurs weiterhin beobachtet und die Vertiefung der Euro-Liquidität in allen Marktsegmenten bei Bedarf aktiv unterstützt, um die Vorteile der Umstellung voll auszuschöpfen.
Dieser Newsletter basiert teilweise auf unserer Policy Study „Switching Moldova’s reference currency to the euro”.