Auswirkungen der DCFTA-Revision
Am 4. Oktober 2025 traten die angepassten Handelsbestimmungen des vertieften und umfassenden Freihandelsabkommens (DCFTA) zwischen der EU und Moldau in Kraft und ersetzen damit faktisch die kürzlich ausgelaufenen autonomen Handelsmaßnahmen (ATMs) der EU.
Moldaus Zugang zum EU-Markt: Im Vergleich zu den alten Zollkontingenten (Tariff Rate Quotas, TRQs) des DCFTA zeigen sich klare Änderungen: Zwei TRQs entfielen, eines wurde in eine Eintrittspreiskontrolle umgewandelt und vier weitere erweitert. Dadurch entsteht zusätzlicher Spielraum für zollfreie Exporte im Wert von 82 Mio. USD. Da die neuen TRQs jedoch über den tatsächlichen moldauischen Exporten in die EU im Jahr 2024 liegen, sind kurzfristig keine Veränderungen im Handelsvolumen nach dem Auslaufen der ATMs zu erwarten.
Zugang der EU zum moldauischen Markt: Von den sechs TRQs, die für Importe aus der EU nach Moldau gelten, werden drei – Schweinefleisch, Geflügel und Milchprodukte – zwischen 2026 und 2029 schrittweise erweitert. Insbesondere die Ausweitung der TRQs für Schweinefleisch und Milchprodukte dürfte nach Abschluss des Übergangszeitraums zusätzliche EU-Exporte im Wert von etwa 4,2 Mio. USD ermöglichen.
Revision des Marktzugangs
Am 4. Oktober 2025 trat ein revidiertes Handelsabkommen zwischen Moldau und der EU in Kraft. Die Revision folgte auf den Auslauf der ATMs der EU, die von Jul-22 bis Jul-25 galten. Durch diese Maßnahmen hatten moldauische Exporteure zeitweise Zugang zu erhöhten TRQs und später einen zollfreien Zugang zum EU-Binnenmarkt.
Die Revision des DCFTA gemäß Artikel 147 des Assoziierungsabkommens sieht eine gegenseitige Ausweitung der zollfreien TRQs für Agrarprodukte vor. Moldau verpflichtete sich darüber hinaus, die Übernahme der EU-Produktionsstandards zu beschleunigen, um gleiche Wettbewerbsbedingungen mit Produzenten in der EU zu schaffen.
Die Änderungen der EU-TRQs gelten ab sofort, die Anpassungen der moldauischen TRQs werden hingegen erst ab 2026 schrittweise eingeführt. Darüber hinaus wurden die Schutzklauseln gestärkt, für den Fall, dass der erweiterte Marktzugang zu wirtschaftlichen, gesellschaftlichen oder ökologischen Problemen führen sollte. Zudem vereinbarten die Parteien, im Jahr 2027 erneut über eine weitere Liberalisierung zu verhandeln.
Moldaus Zugang zum EU-Markt
Die neuen EU-TRQs für Moldau sind in zwei Dimensionen zu bewerten: zum einen im Vergleich zu den bisherigen TRQs, zum anderen in Bezug auf die tatsächlichen Exporte im Rahmen der ATMs im Jahr 2024.
Neue vs. alte TRQs: Von den sieben bestehenden TRQs wurden zwei (Traubensaft und Knoblauch) abgeschafft, eines (Tomaten) in eine Eintrittspreiskontrolle überführt und vier (Tafeltrauben, Äpfel, Pflaumen und Kirschen) deutlich ausgeweitet.
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Nach unseren Schätzungen beläuft sich das Potenzial für die Ausweitung zollfreier Exporte bei vollständiger Ausschöpfung aller TRQs auf 82 Mio. USD pro Jahr, was einem aggregierten Anstieg um 115 Prozent entspricht. Moldauische Exporteure könnten dadurch zusätzlich bis zu 10 Mio. USD pro Jahr erzielen, indem sie unter dem zollfreien Regime höhere Preise durchsetzen.
Im Gegensatz zu den ATMs, die jährlich genehmigt werden mussten, stellen die neuen TRQs die langfristige Planungssicherheit wieder her. Dadurch beeinflussen sie nicht nur die kurzfristige Ausrichtung der Exporte, sondern können auch langfristige Investitionsentscheidungen prägen.
Neue TRQs vs. ATMs: Da die neuen TRQs die tatsächlichen moldauischen Exporte in die EU im Jahr 2024 nicht überschreiten, sind kurzfristig keine negativen Auswirkungen auf die moldauischen Exporte zu erwarten.
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Dies steht im deutlichen Kontrast zur Ukraine, wo die revidierten TRQs unter dem Exportniveau des Jahres 2024 in die EU liegen. Somit können sie den Wegfall des Marktzugangs durch die ATMs nicht ausgleichen (siehe GET_UKR_NL_200).
Zugang der EU zum moldauischen Markt
Von den sechs TRQs, die Moldau auf EU-Importe anwendet, werden drei – Schweinefleisch, Geflügel und Milchprodukte – in den Jahren 2026–2029 schrittweise erhöht. Die übrigen drei bleiben unverändert. Da das Kontingent für Geflügel im Jahr 2024 jedoch nicht vollständig ausgeschöpft wurde, wirkt sich die Änderung praktisch nur auf den moldauischen Markt für Schweinefleisch und Milchprodukte aus.
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Schweinefleisch: Die Anpassung der TRQs für EU-Importe erhöht das bestehende Kontingent von 5,5 Tsd. t für frisches und gefrorenes Schweinefleisch um zusätzliche 1,0 Tsd. t für gefrorenes Fleisch. Dadurch würden die moldauischen Importe gegenüber 2024 um 0,9 Tsd. t bzw. 3,6 Mio. USD steigen. Dies entspricht 2,2 % der landwirtschaftlichen Produktion (41 tt) im Jahr 2024 und übt einen gewissen Wettbewerbsdruck auf die moldauischen Landwirte aus, mit denen die EU-Exporteure hauptsächlich konkurrieren. Der entsprechende Wettbewerbsdruck wird jedoch schrittweise über die nächsten vier Jahre aufgebaut, sodass Zeit für Anpassungen bleibt. Gleichzeitig profitiert die verarbeitende Industrie von günstigeren Rohstoffen, was ihre Wettbewerbsfähigkeit stärkt und mittelfristig die Exportchancen verbessert.
Milchprodukte: Zusätzlich zum bisherigen TRQ von 2 Tsd. t für Milchprodukte sieht die Revision neue TRQs von 1,0 Tsd. t für Milch und 0,5 Tsd. t für Butter vor. Die Ausweitung führt zu einem moderaten Anstieg der EU-Exporte nach Moldau um 0,1 Tsd. t bzw. 0,6 Mio. USD im Vergleich zu 2024. Der Zuwachs beruht vor allem auf höheren Importen teurerer Butter- und Milchfettprodukte, während Milchimporte stabil bleiben. Die zusätzlichen EU-Importe verdrängen größtenteils ukrainische Milchprodukte, die bereits zollfreien Zugang haben. Daher wirken sie sich nur gering auf die heimische Tierhaltung aus. Gleichzeitig profitiert die Verarbeitungsindustrie von dem separaten TRQ für Butter, da dieser eine günstigere Herstellung von Milcherzeugnissen für den Export in die EU (z. B. Speiseeis) ermöglicht. Die Erhöhung der TRQs führt jedoch zu Mindereinnahmen bei den moldauischen Zöllen. Diese werden von uns auf 0,48 Mio. USD geschätzt, wovon 0,41 Mio. USD auf die Erhöhung des Milch-TRQs entfallen.
Damit erhöht die Ausweitung der TRQs vor allem den Wettbewerbsdruck im Bereich Schweinefleisch, während sie sich bei Milchprodukten in erster Linie auf die moldauischen Zolleinnahmen auswirkt.
Schlussfolgerung
Das Auslaufen der EU-ATMs für Moldau führte zu einer Revision der gegenseitigen Marktzugangsbestimmungen im Rahmen des EU-Moldau-DCFTA. Die im Oktober in Kraft getretenen Änderungen sehen eine deutliche Ausweitung des Zugangs Moldaus zum EU-Markt gegenüber den alten TRQs sowie eine schrittweise weitere Öffnung des moldauischen Marktes für EU-Exporteure vor. Weitere Gespräche über eine Vertiefung der Handelsliberalisierung sind für 2027 vorgesehen.
Dieser Newsletter basiert auf unseren Policy Briefings “New EU tariff rate quotas for Moldovan products: effect on exports”